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Interview
Früherer Botschafter von Fritsch:Ukraine-Treffen: Trump "nicht vom Haken lassen"
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Vor dem USA-Ukraine-Treffen warnt der frühere Botschafter Rüdiger von Fritsch davor, sich blind auf Trump zu verlassen. Europa müsse für seine Sicherheitsinteressen einstehen.
Vor dem USA-Ukraine-Gipfel in Washington hat der ehemalige deutsche Botschafter in Moskau, Rüdiger von Fritsch, mehr Selbstbewusstsein von den Europäern gefordert. "Dass wir die Amerikaner an unserer Seite haben, dass die Ukraine sie an ihrer Seite hat, darauf kann man gegenwärtig nicht unbedingt zählen", sagte er im ZDF-Morgenmagazin.
Wir haben es mit jemandem zu tun - Donald Trump - dem die Zukunft der Ukraine herzlich gleichgültig zu sein scheint.
Rüdiger von Fritsch, ehemaliger Botschafter in Moskau
US-Präsident Donald Trump empfängt am Abend deutscher Zeit den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sowie mehrere andere europäische Staats- und Regierungschefs, darunter Bundeskanzler Friedrich Merz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Sehen Sie das Interview oben in voller Länge und lesen Sie es hier in Auszügen.
Selenskyj in Washington: US-Beitrag muss konkretisiert werden
Über das Ziel der Gespräche in Washington sagte von Fritsch, es gehe darum, einen Prozess zu definieren, in dem - nach den "schlechten Ergebnissen" des Treffens von Trump mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin - die Interessen der Ukraine zuverlässig gesichert blieben. Es dürfe nicht zu einer Verhandlungssituation ohne Waffenstillstand kommen, die Putin beliebig "vertändeln" könne, während er mit seinen Truppen Tatsachen schaffe.
Für die Ukraine werde entscheidend sein, dass ihre Sicherheit auch über eine mögliche kurzfristige Waffenruhe hinaus längerfristig garantiert werde, führte von Fritsch, der von 2014 bis 2019 Botschafter in Moskau war, weiter aus. "Welchen Beitrag die USA dabei leisten werden, scheint mir im Moment noch unklar", sagte von Fritsch. "Auch darum wird es heute in Washington gehen, das zu konkretisieren."
Von Fritsch: Wirtschaftsmacht "in die Waagschale werfen"
Da Trump gegenüber Russland ständig seine Position verändere, dürfe Europa ihn "nicht vom Kanthaken lassen", mahnte von Fritsch. "Ihn bei den Regeln des Völkerrechts versuchen zu halten, bei den Interessen der Ukraine, europäischen Sicherheitsinteressen, damit auch am Ende den amerikanischen" sei aus europäischer Sicht ebenfalls ein Ziel des Treffens.
Es geht darum, einen Donald Trump auch zu verpflichten, dass über das Schicksal der Ukraine nur die Ukrainer zu entscheiden haben.
Rüdiger von Fritsch, ehemaliger Botschafter in Moskau
Die Europäer sollten das "klare Signal senden, dass sie entschlossen und bereit sind, an der Seite der Ukraine zu stehen und zukünftig auch ihre eigenen Sicherheitsinteressen zu verteidigen". Als größter Wirtschaftsraum der Welt hat Europa nach Einschätzung von von Fritsch erheblichen Einfluss. Der Ex-Botschafter appelliert:
Das können und sollten wir in die Waagschale werfen.
Rüdiger von Fritsch, ehemaliger Botschafter in Moskau
Die Fragen stellte ZDF-Moderatorin Eva-Maria Lemke. Zusammengefasst hat das Interview Anja Engelke.
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